Was steckt hinter der medialen Berichterstattung über untersagte Fan-Choreografien der Ultras Frankfurt und die Rolle der Feuerwehr?
Die Feuerwehr genehmigt oder untersagt keine Choreografien; dies ist rechtlich die alleinige Verantwortung des Veranstalters. Sie steht lediglich bei Bedarf dem Veranstalter mit fachlichen Empfehlungen zur Verfügung. Im Falle von Choreografien mit leicht entzündlichen Materialien (hier v.a. große Mengen Konfetti) braucht es keine fachliche Einschätzung der Feuerwehr, sondern lediglich einen Blick in die Stadionordnung der Eintracht Frankfurt Stadion GmbH (EFS):
Quelle: Stadionordnung Deutsche Bank Park, Stand: Juli 2020 (https://stores.eintracht.de/rechtliches/stadionordnung-deutsche-bank-park/)
Auch zum Thema „Ausschmückungen“ gibt es eindeutige Vorgaben, vgl. Anhang VI zur Lizenzierungsordnung des DFL e.V.: Regelwerk für Stadien und Sicherheit:
Quelle: Lizenzierungsordnung des DFL e.V., Regelwerk für Stadien, Stand: 18.11.2022 (https://media.dfl.de/sites/2/2022/12/Anhang-VI-zur-LO-2022-11-18-Stand.pdf)
Der Vorstand der Eintracht Frankfurt konstatiert, dass er sich über die fachliche Einschätzung der Feuerwehr zu Choreografien mit leicht entzündlichen Materialien nicht hinwegsetzen wird.
Das impliziert, dass es in dieser Frage der Verwendung von leicht entflammbaren Materialien einen (fachlichen) Ermessensspielraum gäbe. Den gibt es jedoch nicht, da die Regularien, die das Land Hessen (Versammlungsstätten-Richtlinie) sowie die EFS aufgestellt haben, eindeutig sind. Das ist auch der Eintracht bekannt und bewusst. Die Feuerwehr machte jeweils sogar im Vorfeld Vorschläge, wie Choreografien rechtskonform und sicher durchgeführt werden könnten (z.B. durch schwerentflammbares Konfetti beim Spiel gegen Neapel). Diese Vorschläge wurden allerdings nicht angenommen.
Weshalb die Eintracht sich dennoch bei der Versagung von Choreografien mit Konfetti, etc. auch nach mehreren bilateralen Gesprächen auf die Feuerwehr und nicht alleine auf ihre zentrale Verantwortung bei der Umsetzung der eindeutigen Sicherheitsvorschriften beruft, möchten wir nicht bewerten. Diese Kommunikationsstrategie in Richtung der Fans wird aus unserer Sicht der Rolle auf jeden Fall nicht gerecht und wirft in der Außendarstellung in erheblichem Maß ein unnötig negatives Licht auf unsere Organisation. Deshalb müssen wir in aller Deutlichkeit auf dieses falsch verstandene Rollenverständnis hinweisen.
Hintergrund:
Über unsere Aufgabe und Rolle im Rahmen der Sicherheit bei Heim-Spielen von Eintracht Frankfurt wurde in den letzten Monaten auf unterschiedlichste Weise berichtet. Dabei wurde die von bestimmten Fankreisen aufgebrachte Vorwurfshaltung gegen die Feuerwehr, die Fan-Choreografien verboten haben soll, immer wieder aufgegriffen. Aufgrund der zahlreichen Nachfragen, die uns zu diesem Thema seitdem erreichen, halten wir es geboten, einige Klarstellungen und Tatsachen an dieser Stelle zu veröffentlichen. Was steckt letztlich dahinter? Eine aus unserer Sicht völlig unnötige Polarisierung (siehe Bilder), die unsere Organisation diskreditiert, ohne sich mit offensichtlichen Zusammenhängen und Fakten näher befassen zu wollen.
Wir möchten betonen, dass viele Frankfurter Feuerwehrleute große Sympathien für Fußball im Allgemeinen und gerade die Eintracht im Speziellen haben. Sie gehören teilweise selbst verschiedenen Eintracht-Fanclubs an und sind regelmäßige Besucher im Stadion. Ihnen geht es natürlich auch um gemeinsam erlebbare Atmosphäre, mitreißende Spielmomente und sportlichen Erfolg – nicht zuletzt auch um sichere und verletzungsfreie Spiele für alle Beteiligten. Das ist für uns kein Widerspruch.
Der gesetzliche Auftrag für eine sichere Durchführung von Veranstaltungen hat mit Blick auf zahlreiche internationale Unglücke in Stadien zweifelsohne seinen Sinn. Wir werden im Rahmen unserer Einsätze oft genug mit tragischen Ereignissen konfrontiert, bei denen es leider zu oft durch Ignorieren von Sicherheitsbestimmungen zu schlimmen Folgen auch für Unbeteiligte kam. Mit diesen Bildern im Kopf fühlt sich jeder von uns aus persönlicher Erfahrung und Überzeugung der Reduzierung von Sicherheitsrisiken verpflichtet. Verursacher von Bränden oder Unfällen machen oft nur einmal in ihrem Leben Erfahrungen dieser Art, schätzen ihr Verhalten im Nachhinein deutlich kritischer ein und würden am liebsten die Zeit zurückdrehen. Die Argumentation „bei uns ist noch nie etwas Schlimmes passiert“ hören wir in unserer präventiven Arbeit regelmäßig. Nicht die Abwesenheit von sicherheitsrelevanten Ereignissen in der Vergangenheit schließt diese automatisch für die Zukunft aus, sondern nur ein gesundes Risikobewusstsein und die Einhaltung aus gutem Grund vorhandener Sicherheitsregeln.
Auch wenn die Erlebniswelten bei diesem Thema sehr unterschiedlich sein mögen - niemand möchte unkontrollierbare Szenen von Panik und Angst im Stadion jemals live erleben. Darüber sollte es keine zwei Meinungen geben.
Ihre Feuerwehr Frankfurt